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W I E  P H Ö N I X   A U S   D E R   A S C H E

Nachdem der Spielbetrieb des Mitteldeutschen Landestheaters Wittenberg im Sommer 2002 eingestellt wurde und mit dem "Weißen Röss'l" der letzte Vorhang fiel, stand das Haus zwei Jahre leer, bevor im Dezember 2003 im Berliner Rathaus Schöneberg das „Objekt“ durch den Landkreis Wittenberg öffentlich versteigert wurde.

Durch privates Engagement konnte der ehemalige Theaterstandort wiederbelebt werden. Nach zweijähriger Schließung waren die Spuren jedoch nicht nur am Gebäude sichtbar, sondern auch an den technischen Anlagen. Im März 2004 konnte man sich bei einem „Tag der offenen Tür“ vom Zustand des Hauses ein Bild machen. Unserer Einladung folgten nahezu 800 Besucher – das Haus war damit erstmals wieder Treffpunkt und Kommunikationsstätte. Zahlreiche Interessierte bekundeten Ihre Bereitschaft zur aktiven Unterstützung des Theaters in einem Förderverein und auch der Aufruf zu einer neuen Namensgebung wurde wahrgenommen. Neben „Musentempel“, „Elbe-Elster-Theater“, „KulturStadtTheater“ oder „Wittenberger Theatertreff“ kristallisierte sich Phönix Theaterwelt Wittenberg heraus.

Seit Menschengedenken gilt der Phönix-Mythos als Symbol der Wiedergeburt, als das Symbol des Neuanfangs aus dem Vergangenen. Ein Mythos als Symbol für dieses Theater in dem es nicht um die Bewahrung der Asche gehen soll, sondern um den Erhalt der Flamme!

Am ersten Juni startete die neue "Phönix Theaterwelt" unter den bis dato gegebenen Umständen mit einer kleinen Foyerreihe, die erstmals wieder Kunst und Kultur ins Haus brachte. Puppenbühne, Musical-Melodien und Theaterjugend waren Kernpunkte der Kleinkunstreihe. Zeitgleich begannen im hinteren Foyerbereich die ersten Renovierungsarbeiten, die mit Hilfe zahlreicher Helferinnen und Helfer in mehreren Arbeitseinsätzen über den ganzen Sommer fortgeführt wurden. Neben den zahllosen Arbeitsstunden durch die Fördervereinsmitglieder unterstützten uns viele Firmen aus der Region mit finanziellen und materiellen Spenden. Am 03. September 2004 konnten wir schließlich erstmals wieder den Vorhang der Großen Bühne heben. Eine Premiere der besonderen Art: das neue theater halle führte in einer imposanten Inszenierung seinen „Jedermann“ auf. Viele Höhen und Tiefen erlebte die Phönix Theaterwelt seit dieser Zeit.

Im Jahr 2021/2022 gehen wir nun bereits in die 18. Spielzeit und bieten damit unseren Gästen und Zuschauern ein breites kulturelles Angebot von Musical über Oper und Operette bis zu klassischer Schauspielkunst, literarischen Lesungen, imposanten Kindertheaterstücken, Comedy und Kabarett an. Aber OHNE Sie, liebes Publikum, ohne Sie werden alle bisherigen und kommenden Bemühungen im Sande verlaufen – so bleiben Sie uns weiterhin gewogen und bringen Sie beim nächsten Besuch Ihre Freunde und Nachbarn mit, damit wir Ihnen auch in Zukunft ein interessantes und abwechslungsreiches Programm bieten können.

T R Ä G E R V E R E I N

Am 24. Mai 2004 konstituierte sich der gemeinnützige Trägerverein „Phönix Theaterwelt Wittenberg e.V.“ Der Verein hat sich zum Ziel gesetzt, den ehemaligen kommunalen Theaterstandort unter neuen Rahmenbedingungen als Ort der Kunst und Kultur zu erhalten, zu beleben und zu etablieren. Wir wollen gemeinsame Interessen bündeln, kulturelle Identität wahren - dazu gehört, das Theater als Kommunikations- und Begegnungsstätte, als Teil von Alltagskultur und als Identifikationsmerkmal zu verankern.

Die Bespielung des Hauses erfolgt zu großen Teilen durch Gastspiele von freien Theatergruppen, kommunalen Landesbühnen und der regionalen Kleinkunstszene. Eigene Projekte werden zur Förderung beantragt und das Haus soll als soziokulturelles Zentrum fungieren. Es finden Lesungen, und Ausstellungen statt. Der Verein ist bemüht allen Alters- und Interessengruppen ein breit gefächertes Angebot zu unterbreiten. Entgegen einem herkömmlichen Theaterbetrieb unter staatlicher Förderung mit eigener Schneiderei, technischen Werkstätten, Verwaltungs- und künstlerischen Angestellten arbeitet der Verein als Träger des Theaters nur als Zweckbetrieb. Alle Geschäfte werden auf ehrenamtlicher Basis geführt.

G E S C H I C H T E

Im Mai 1945 gründete die sowjetische Kreiskommandantur ein Kabarett in der Wichernstr. 10 – das sich anschließende „Kleine Theater“ (ab 1947 umbenannt in „Stadttheater“) eröffnete im August 1946 mit Lessings „Emilia Galotti. Die erste Vorstellung des am gleichen Ort gegründeten Elbe-Elster-Theaters erfolgte am 15. September 1949, ausgerechnet mit einem Stück des amerikanischen Klassenfeindes Arthur Miller - „Alle meine Söhne“. Die ersten Intendanten waren: Udo Krams, Hans Hardt-Hardtloff und Harry Braun, Harry Studt, Gero v. Wilcke und Ernst Richter.

1959 erfolgte ein erster, fast dreijähriger grundlegender Umbau des Hauses. 1964 nahm Helmut Bläss als Intendant seine Arbeit auf – das Ensemble dieses Hauses bespielte ab 1971 mit der Gründung der Interessengemeinschaft „Elbe-Elster-Theater“ über 60 Orte allein im heutigen Sachsen-Anhalt. Gespielt wurde auch in der Wörlitzer Parkbühne und der Inselgrotte, im 1972 neu eröffneten „Brett´l-Keller“ und Open-Air im historischen Beyer-Hof.

Zum 30. Jubiläum des „Elbe-Elster-Theaters“ 1979 entstand das so genannte „Studio“ im neuen Gewand, ein neuer Orchesterprobenraum wurde im Zuge umfangreicher Baumaßnahmen angebaut – und von 1988 bis 1993 konnten unter Intendant Bläss im Rahmen der fusionierten „Elbe-Saale-Bühnen-Wittenberg-Bernburg“ bis zu 6 Vorstellungen pro Tag an mehreren Spielstätten stattfinden – die stattliche Zahl von 360 Mitarbeitern machte dies möglich. Bis zur Wende galt das Elbe-Elster-Theater Wittenberg als größtes Gastspieltheater der DDR.

Helmut Bläss ging 1995/96 – als das Theater in „Mitteldeutsches Landestheater“ umbenannt wurde - als dienstältester Intendant Deutschlands in den Ruhestand. Seinen Nachfolgern Stövesand und Iwer waren nur kurze Schaffensperioden vergönnt – und in der Spielzeit 2001/02 – kam, was kommen musste: Mit dem gleichen Stück, durch das die sowjetische Kommandantur am 1. November 1945 das Kleine Theater Wittenberg begründet hatte – „Im Weißen Rössl“ - fiel 57 Jahre später der Vorhang – das Mitteldeutsche Landestheater Wittenberg schloss seine Tore. Zur Schließung des Theaters im Jahre 2002 kam es u.a., weil es in den Jahren zuvor den Verantwortlichen des Theaters und den zuständigen Politikern und Verwaltungsangestellten in Stadt Wittenberg, Landkreis Wittenberg und Bundesland Sachsen-Anhalt nicht gelang, Verständnis für die jeweils andere Position zu entwickeln und darauf aufbauend nach Lösungen für eine gemeinsame Zukunft zu suchen. Trotz einer Bürgerpetition mit mehr als 10.000 Unterschriften konnte das Haus nicht gehalten werden und schloss als erstes Theater Sachsen-Anhalts nach der Wiedervereinigung seine Pforten.

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